Wir als Reiter haben die Pflicht, die Gesundheit unseres Pferdes zu erhalten. Handeln wir dem zuwider, hat das Pferd "jedes Recht der Welt", sich durch Widersetzlichkeiten zu schützen. Doch für das "richtige" Handeln gibt es kein für alle gültiges Rezept.
Ich habe viele verschiedene Reitweisen und Ausbildungsmethoden kennen gelernt. Von vielen konnte ich durchaus Positives mitnehmen. Von allen Ausbildungssystemen hat mich jedoch die "Légèreté" am nachhaltigsten überzeugt.
Viele Probleme, die mir in der Praxis begegnen, sind aus meiner Sicht zu Anfang nicht aus dem Sattel lösbar. Daher lege ich meinen Focus in der Regel zunächst auf eine sinnvolle Arbeit am Boden. Für mich ist die Bodenarbeit immer das wichtigste Bindeglied zwischen Pferd und Reiter. Sie ist das Fundament einer guten Ausbildung. Am Boden lernen wir das Pferd zu lesen und einzuschätzen und was noch wichtiger ist, das Pferd lernt uns einzuschätzen und unsere Hilfen zu verstehen. Bodenarbeit gehört vor jegliche Arbeit aus dem Sattel, für Jungpferde, für Korrekturpferde oder als Rekonvaleszenz!
Das Pferd hat immer einen Grund, etwas zu tun oder eben nicht. Sei es, weil es nicht versteht, sei es, weil es überfordert ist oder sei es, weil ihm etwas weh tut. Wenn ich als Reiter oder in der reiterlichen Ausbildung diese Gründe negiere, wird sich kein nachhaltiger Erfolg einstellen. Dafür ist es nötig, die Signale des Pferdes zu erkennen und richtig zu deuten, sowie die Persönlichkeit des Pferdes zu achten.
Ebenso notwendig ist aber auch eine unmissverständliche Sprache der Hilfen (Beine, Hände), die dem Pferd eine klare Orientierung und Sicherheit geben. Mit anderen Worten: das Pferd muss Klarheit in unserem Handeln erkennen, ich muss sagen, was ich denke und tun was ich sage.
Es ist also unabdingbar, sich in der Beziehung zum Pferd sowohl körperlich als auch mental eindeutig zu positionieren. Nur so wird sich eine Beziehung zwischen Reiter und Pferd entwickeln können, deren wichtigste Pfeiler Respekt und Vertrauen sind.
In einer solchen Beziehung ist selbstverständlich kein Platz für psychische oder physische Gewalt. Der Maßstab, wann und wo Gewalt anfängt ist das Pferd, nicht wir! Sowohl Respekt als auch Vertrauen muss man sich erarbeiten und dauerhaft erhalten und die natürliche Lernbereitschaft des Pferdes unterstützen. Freundschaft, Führung und Sicherheit ersetzen dabei autoritäre Dominanz.
Das Ziel meiner Arbeit ist, dass sich Pferd und Mensch miteinander wohlfühlen und eine ausgewogene, harmonische Beziehung zwischen beiden entsteht.